Weinfest 2011


Edles und Originelles

 

Das Weindorf in Obersalbach ist rund und schnuckelig. Heimelig schmiegt es sich an die imposante Kuppelkirche Maria Königin an. Rundum stehen kleine Holzhäuser, in der Mitte lange Tische. Die Musik schweigt gerade, man hört die Kühe muhen.

 

Die Besucher haben sich schick gemacht. Schließlich wird hier Edles geboten. Fahnen markieren die Herkunft der Weine. Beim Probieren landet man zuerst in Italien. Ein paar Schritte weiter ist man in Spanien. Frankreich liegt gegenüber. Deutschland ist mit Mosel, Pfalz und Hessen vertreten. Die "Ausländer" sind rot oder rosé, die "Inländer" weiß.

 

Die Besucher kämen zu 90 Prozent von außerhalb, sagt der Herr am Italien-Stand. Dass sei kein Wunder, meint sein Kollege von der Frankreich-Fraktion. Schließlich wäre mehr oder weniger das ganze Dorf an der Organisation des Festes beteiligt. 700 Einwohner hat Obersalbach, und über 100 Leute sorgen dafür, dass bei diesem Fest alles klappt. Dienstags haben sie angefangen die Bühne aufzubauen, dann die Häuschen und "die Servietten und die Schälchen kommen auch nicht von selbst angeflogen", sagt der "Franzose". Alles ist hier stimmig und bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Auch die Buden-Deko. Die Weinflaschen von der Mosel werden auf Schiefer präsentiert und die aus Spanien stehen auf Terracotta-Ziegeln.

 

Die Beköstigung ist jeweils landestypisch. Es gibt Tapas-Teller, Crostini mit Pesto, frisch gebackene Pizza, frischen Flammkuchen allerlei andere Herrlichkeiten.

 

Die Weinliebhaber vom Männergesangverein Raue Kehlen und vom örtlichen Tennisclub haben das Fest vor neun Jahren aus der Taufe gehoben. Die Auswahl der Weine ist zeitaufwendig. Im Regelfall werden hier nämlich Raritäten angeboten, wie beispielsweise der "Lacrima di Morro" aus den Marken. "Diese Traube kennen selbst Experten kaum", meint Ernst Prediger. Durch Zufall sei er darauf gestoßen. Von Norden bis Süden hat der Banker Italien bereist und dabei einfach "rund geguckt, was (in Sachen Wein) los ist." Tochter Claudia, ihrerseits Italienisch Dolmetscherin, ist ebenfalls involviert, denn "in unserer Familie hat man das im Blut". Jeder Wein ist ausführlich in Bild und Text auf einem selbst angefertigten Plakat beschrieben. Bei den Spaniern reicht das Sortiment vom normalen Tinto bis zum Gran Reserva "Das wichtigste ist, dass wir vorher probieren. Das ist das Schöne daran", heißt es dort., und, so Dieter Geiger: "Da kommen schon viele Kilometer zusammen."

 

Quelle: SZ vom 20. Juni 2011